Es ist eine weit verbreitete Meinung, dass musizieren mit Gehörschutz unangenehm sei. Die Verhältnisse der Lautstärke sind anders, man hört nicht so genau und das stört viele Musiker. Trotzdem muss man erwähnen, dass man als Profi-Musiker regelmäßig von lauter Musik beschallt wird und dies oft an unser Erträglichkeits-Limit geht.

Als ich nach einer Probe einen Tinnitus bekommen habe, ist mir klargeworden, dass meine Ohren so viel Musik und auch Lärm allgemein einfach nicht aushalten würden. Dann habe ich mich dafür entschieden mir ein angepasster Gehörschutz machen zu lassen, und so habe ich mich an die Audienz gewendet. Ich habe dann den Lärmschutz in den Öffis getragen, oder wenn ich ins Kino ging oder auf langen Fahrten im Auto, aber ich traute mich nicht es beim Musikzieren zu verwenden.

Auf einer Flugreise konnte mein rechtes Mittelohr keinen richtigen Druckausgleich machen und ich spürte tagelang ein komisches Gefühl im Ohr. Ich hatte durch dieses Problem ein kleines Barotrauma, welches eine sehr milde Änderung im Klang erzeugte, die ich aber gut wahrnehmen konnte. Es war nicht schlimm, aber wenn man seine Ohren täglich detailliert einsetzt, fällt einem so eine Änderung auf und ich wollte meine Ohren schützen, damit sie sich erholen konnten. Da habe ich mich entschieden, bei der nächsten Chorprobe meinen Gehörschutz zu tragen.

In der Probe war ich erstaunt! Ich hatte erwartet, dass ich nicht richtig einschätzen würde, in welcher Lautstärke ich singe, oder dass ich es nicht aushalten würde, weil es sehr unterschiedlich klingen würde. Zu meiner Überraschung war es überhaupt nicht schwer mich an die Situation anzupassen! Mit 10dB-Filtern und einem angepassten Gehörschutz von Variphone hat alles problemlos funktioniert und ich konnte alles um mich herum hören, nur bei einer angenehmeren Lautstärke. Natürlich, es hat schon anders geklungen, aber es war nicht so anders, dass ich es nicht aushalten hätte können. Man braucht nur ein paar Minuten, um sich an die neue Situation anzupassen.

Das andere, wovor Sänger auch Angst haben beim Singen mit Gehörschutz ist der Okklusionseffekt. Das ist dieses Phänomen, dass man sich selbst lauter hört, wenn man die Ohren geschlossen hat. Dafür gibt es aber auch besondere Filter, die bei bestimmten Frequenzen weniger als bei anderen dämpfen, um dieses Problem zu verhindern. Es hat mich auch die Reaktion von den Kolleginnen erstaunt. Ich habe von vielen davon Kommentare bekommen wie: „Funktioniert es gut? Ich habe mir auch schon öfters überlegt sowas machen zu lassen!“ Dann habe ich verstanden, dass viele Musiker vermutlich solche Situationen auch kennen, wo es einfach in den Proben zu laut ist, und man gerne alles ein paar Dezibel leiser hätte.

Seit dieser einen Probe verwende ich immer wieder meinen Gehörschutz, wenn ich weiß, dass der Pegel an der Probe sehr laut sein wird, oder wenn ich merke, dass meine Ohre an dem Tag evtl. sehr empfindlich waren. Den Gehörschutz verwende ich auch, wenn ich in der Stadt mit den Öffis fahre, um den Pegel auf der Zeit-Ebene zu vermindern und ich merke, dass es sehr hilfreich ist, wenn man viel zu tun hat. Ich würde jedem empfehlen, der merkt empfindliche Ohre zu haben, ein Gehörschutz machen zu lassen, vor allem wenn er oder sie selbst Musiker ist. In solchen Fällen ist ein Gehörschutz die richtige Investition.

 

Fatima Gerendas Obiols