Im letzten Beitrag habe ich von einem kranken Mann berichtet, dessen Heilung durch das Wiederhören stark vorangetrieben wurde. Nun erzähle ich Euch die 2. Geschichte über Hörtraining, die mich total beeindruckt hat:

2. Geschichte: Das 1. Jahr mit Hörgeräten

Eine weißhaarige Dame besuchte mich vor einem Jahr in der Audienz. Sie kam auf Empfehlung einer gemeinsamen Freundin, welche seit der Kindheit Hörgeräte trägt. Sie hatte ein bisschen eine skeptische Attitüde gegenüber dem Hörgeräte-Business – wie wohl so viele… und sie war körperlich wie auch mental sichtbar ein bisschen „laid-back“, etwas zurückweisend und ablehnend könnte man auch sagen. „Beginnende Isolation durch Hörminderung“ nennt es die Fachsprache.

Jedenfalls hatte sie ganz klare Vorstellungen, was sie von ihrem Hörgerät erwartete, Zitat „wenn ich mit einem Fahrrad radeln kann, dann brauche ich keinen Mercedes“.

Schluck! :-) Haha. Ok. So haben wir ein Fahrrad, also ein einfaches Hörgerät gesucht, welches ihren Hörbedürfnissen entspricht. Ein Hörvergleich mit dem Klangfinder war sehr anstrengend (und noch verunsichernder für die hör-unerfahrene Kundin), zeigte uns aber den richtigen Weg. – By the way, es durfte dann doch ein Elektro-Fahrradl werden, kein Kassengerät ;-)

Schon nach zwei Wochen kam sie wieder mit der Botschaft „ich höre besser“! Und so sollte es tatsächlich sein.

Wir haben uns nun nach einem Jahr Hörtraining wieder getroffen und eine Audiometrie durchgeführt. Und da haute es mich fast vom Stuhl: sie zeigt eine Verbesserung von bis zu 20 Dezibel!!!!! So plastisch habe ich das noch nie erlebt! Meistens berichten mir die KundInnen, dass sie subjektiv besser hören, aufmerksamer sind gegenüber ihrer akustischen Umwelt und dadurch mehr wahrnehmen (auch ohne Hörgeräte). Aber dass das audiometrisch so deutlich nachweisbar ist, habe ich in meiner 10jährigen Laufbahn noch nicht erlebt. Aber seht selbst:

Ok ich kann Euch schon hören: war das Audiometer kalibriert, habt Ihr mehrmals gemessen etc… ich kann Euch versichern: meine Hörkurve von vor einem Jahr entsprach auch derjenigen einer sehr zuverlässigen HNO-Praxis. Und heuer habe ich die Dame echt auch noch „blind“ getestet, heißt, aus dem Nichts heraus (ohne Demoton) die Hörschwelle abgefragt (5 dB darunter, drauf,  und Peng sie drückt ab). Also absolut glaubhaft.

Ich möchte noch erwähnen, dass sie heuer mit orangen Haaren und fescher Brille daherkam – und von sich selber sagte, mental viel besser aufgestellt zu sein als vor einem Jahr. Was will man mehr? So super!